Freianlage auf Tiefgaragendecke (intensive Dachbegrünung)

Durch den Bauträger wurde eine hochwertige Freianlage auf einer Tiefgaragendecke mit Rasen, Wegen und Plätzen hergestellt. Funktional ist die Fläche als grüner Aufenthaltsraum, Freizeitfläche und als Wegeverbindung, quer zwischen den Wohngebäuden hindurch, konzipiert. Der ca. 1000 m² große Innenhof befindet sich über der Tiefgarage und ist als Rasenfläche zudem Fahr-, Bewegungs- und Aufstellfläche für die Feuerwehr sowie eine Kinderspiel- und Freizeitfläche. Auf Grund von Eigentümerbeschwerden beauftragte die Verwalterin die Begutachtung der intensiven Dachbegrünung.

Ergebnis der Felduntersuchungen und Bewertung

Die Rasenfläche ist aufgrund ihrer Lage im frequentierten Innenhofbereich mit Wegeverbindungen sowie der planungsbedingten Nutzung als Strapazierrasen einzuordnen, der eine ganzjährig hohe Belastbarkeit aufweisen muss. Für die Herstellung von Rasen durch Ansaat oder Verwendung von Fertigrasen gilt grundsätzlich die DIN 18917, Rasen und Saatarbeiten, als anerkannte Regel der Technik. Die DIN 18917 verweist normativ auf die DIN 18915, Vegetationstechnik im Landschaftsbau; Bodenarbeiten, sowie die Empfehlungen für den Bau und die Pflege von Flächen aus Schotterrasen (Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V., FLL). Zur Beurteilung der Rasenfläche sind daher diese drei Fachnormen heranzuziehen. Die DIN 18915, Vegetationstechnik im Landschaftsbau; Bodenarbeiten, gilt für alle Bodenarbeiten, u. a. auch für Rasen- und Saatarbeiten nach DIN 18917. Im Punkt 7.7, Vegetationstragschicht, ist unter Punkt 7.7.1 geregelt, dass als Normmaß für Rasen im Regelfall eine Schichtdicke von 10–20 cm gilt. Die Vegetationstragschicht ist als oberste Bodenschicht definiert, die aufgrund ihrer Zusammensetzung und ihrer Eigenschaften für den Bewuchs mit Pflanzen, in diesem Fall Rasen, geeignet ist.

Untersuchungsstelle 4: 3–4 cm Oberboden, darunter Schottertragschicht; pH- und Feuchtemessung.
Aufbau: Rasen. 3–4 cm Oberboden. Keine Zuschlagstoffe oder Beimengungen in der Vegetationstragschicht zur Verbesserung der bau- und vegetationstechnischen Eigenschaften, die bei Feuerwehrsubstraten üblich sind.
pH-Wert: 6,7. Feuchte: 7 = sehr feucht.
Darunter eine mindestens 30 cm dicke, stark verdichtete Schottertragschicht.

Durch die an 10 Stellen stichprobenartig durchgeführten Felduntersuchungen wurde festgestellt, dass sich auf einer stark verdichteten Schottertragschicht eine 1–4 cm dicke Oberbodenschicht als Vegetationstragschicht für den Rasen befindet. Die gemäß DIN 18917 mindestens aufzutragende Schichtdicke von 10 cm ist bei der Dicke von 1–4 cm nicht eingehalten und die Bauweise widerspricht somit den anerkannten Regeln der Technik. Da die Innenhoffläche funktional auch als Fläche für die Feuerwehr fungiert, gelten durch den Verweis der DIN 18917 die Empfehlungen für den Bau und die Pflege von Flächen aus Schotterrasen (Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V., FLL). Bereits im Jahr 2000 wurden die Empfehlungen für den Bau und die Pflege von Flächen aus Schotterrasen und im Jahr 2003 die Empfehlungen für die Planung, Ausführung und Unterhaltung von Flächen aus begrünbaren Pflasterdecken und Plattenbelägen veröffentlicht. Im Zuge der fortlaufenden Überarbeitung der obigen Empfehlungen wurde 2008 die neue „Richtlinie für Planung, Ausführung und Unterhaltung von begrünbaren Flächenbefestigungen“ veröffentlicht, in die die Empfehlungen für den Bau und die Pflege von Flächen aus Schotterrasen eingeflossen sind. Dementsprechend ist heute die „Richtlinie für Planung, Ausführung und Unterhaltung von begrünbaren Flächenbefestigungen“ (FLL 2008) zur Bewertung von Schotterrasenflächen zu Grunde zu legen. Im Punkt 4.5.1 sind die drei Regelbauweisen für Schotterrasen (SR) wie folgt aufgeführt:

Tab. 1: Regelbauweisen und Richtwerte für die Dicke der Vegetationstragschicht1) bei Schotterrasen

Regelbauweisen
Schichtaufbau
Richtwerte für die Dicke
der Vegetationstragschicht1)

SR 1, einschichtig: 15–25 cm
SR 2, einschichtig: 25–30 cm
SR 3, zweischichtig: 20 cm Vegetationstragschicht auf Tragschicht nach ZTV SoB-StB
1) Zu den Anforderungen an die Vegetationstragschicht für Schotterrasen siehe auch Abschnitt 5.2.

Bei dem zweischichtigen Aufbau eines Schotterrasens mit unter der Vegetationsschicht angeordneter Tragschicht ist nach der FLL-Richtlinie für Planung, Ausführung und Unterhaltung von begrünbaren Flächenbefestigungen eine speziell aufgebaute 20 cm dicke Vegetationstragschicht herzustellen. Durch die Begutachtung wird festgestellt, dass die eingebaute Vegetationstragschicht mit einer Dicke von 1–4 cm nicht dem Regelmaß von 20 cm der FLL-Richtlinie für Planung, Ausführung und Unterhaltung von begrünbaren Flächenbefestigungen entspricht und daher nicht fachgerecht ist. Bei dem in der Rasenfläche eingebauten Oberboden ohne Gerüst- und Zuschlagsstoffe handelt es sich um kein Schotterrasenfertigmischgut sowie um kein für den Verwendungszweck speziell strukturiertes Feuerwehrwegesubstrat und der Oberboden entspricht auch hinsichtlich der Dicke von nur 1–4 cm nicht den gängigen Einbauempfehlungen für Feuerwehrwegesubstrate. Da die Grundlage für das Wachstum einer belastbaren Rasenfläche bzw. einer Schotterrasenfläche eine ausreichend dicke Vegetationstragschicht aus geeignetem strukturstabilem Vegetationssubstrat ist, jedoch die auf der Schottertragschicht 1–2 cm dick aufgetragene Oberbodenschicht nicht strukturstabil sowie durch die Benutzung und Belastung verdichtet und verschlämmt ist, ist es nicht möglich, einen zufriedenstellenden Zustand zu erreichen, auch nicht durch eine intensive Pflege.

Zur Beseitigung der Beanstandungen ist die Freianlage neu herzustellen. Die Kosten der Sanierung wurden vorab auf mindestens 50.000 Euro taxiert.